Ausstellung „KARTOGRAPHIE“

kartographie 29.05.-15.06.2012 front

 

29. Mai – 15. Juni 2012
Galerija Ulrich, Zagreb / Kroatien

 

Österreich trifft Marokko in Reduktion und Abstraktion


Die aus der Weststeiermark stammende Malerin und Grafikerin Christine Kertz benötigt keine großen Formate um mit wenigen Strichen und Farben essenzielle Aussagen machen. Ihre Arbeiten sind in äußerster Reduktion auf das Wesentliche ausdrucksstark. Die Darstellung des Raumes, die Vermittlung ihres subjektiven Gefühls im Hinblick auf den von ihr umrissenen Bildraum, ist eine wesentliche Komponente ihres künstlerischen Schaffens. Dazu benötigt sie nur wenige, aber sehr gezielt eingesetzte Farben und lässt auch dem Weiß des Bildgrundes seinen Raum.

Viele ihrer Bilder sind von ihren Reisen (auch nach Marokko) geprägt. In ihnen fließt als Herausforderung die unmittelbare Konfrontation mit Menschen aus fremden Kulturen und vor allem mit den Farben der jeweiligen Landschaft- all die neuen Erkenntnisse und Gefühle, die sie in ihr auslösen- mit ein. Die starren Formen beginnen sich in freier Improvisation aufzulösen und zu entschweben. Hier setzt eine zweite wichtige Konstante ihres künstlerischen Œuvres an, die Dimension „Zeit“. Ausgangspunkt ihrer Bilder sind Momentaufnahmen – Eindrücke, die sich zu einem bestimmten Zeitpunkt in ihrem Gedächtnis festgesetzt haben um sich in der künstlerischen Umsetzung ins Unendliche auszudehnen. Ihre Serien erzählen oft von genau definierten Zeiträumen und die Erinnerung an sehr intensiv Erlebtes wie Freude, Glück, Trauer und Schmerz – Empfindungen, die sie in Farben und rhythmische Linien umsetzt.

 

Auch Ahlam Lemseffer hat im Laufe ihres Lebens viele Länder der Erde besucht und war einige Male mit den Schrecken des Krieges konfrontiert. Sie will mit ihrer Kunst die Menschen emotional berühren und mit ihren immer großformatiger werdenden Gemälden auf aktuelle soziokulturelle Probleme hinweisen, um den Frieden und die Toleranz zu fördern.

Kraftvoll und farbintensiv, aber dennoch mit großer Sensibilität visualisieren die Gemälde der renommierten marokkanischen Künstlerin die Farbenpracht des mediterranen Raumes. Starke Tiefenwirkung, Bewegung und Plastizität erzielt sie mittels geometrisch anmutender Bildkonstruktionen, wobei sie mit einer eingeschränkten Farbpalette ihr Auskommen findet und dennoch äußerst delikate Kontraste und insbesondere Helldunkel-Effekte geriert.

In äußerster Abstraktion hält sie ihre Träume fest, die immer die Natur thematisieren und Stimmungen einfangen. Voller Emotionen erzählt sie von der lichtvollen Schönheit, aber auch von den Schatten ihrer heimatlichen Landschaft. Ahlam Lemseffer ist stets auf der Suche nach der Realität hinter der äußeren Erscheinungsform. Die starke Ästhetik ihrer Bilder soll den RezipientInnen den Weg weisen zu einer besseren und schöneren Welt voller Kreativität.

 

Insgesamt zeigt diese Ausstellung die in Stil und Technik sehr differierenden reduzierten abstrakten Arbeiten zweier Künstlerinnen, die beide ursprünglich von der Landschaft ausgehen um Atmosphäre und Stimmungen vermitteln.

Ihre Lebensräume, Ausbildungswege und Zugänge sind sehr unterschiedlich. Sie haben aber beide die Kunst zu ihrem Lebensmittelpunkt gemacht, agieren in der internationalen Kunstszene und sind in Freundschaft miteinander verbunden zur Erkenntnis gekommen, dass weibliche Solidarität stark genug macht, um sich über Kontinente hinweg in der (noch immer) männlich dominierten Kunstwelt zu behaupten.

Österreich trifft Marokko in Zagreb, eine wahrlich internationale Kooperation, die hoffentlich zur Solidarität zwischen den Völkern beiträgt und neue Kunsträume erlebbar macht.

 

©Edith Risse

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